EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprozessing und bedeutet übersetzt eine Desensibilisierung und Neubearbeitung durch Augenbewegungen.
Ich möchte dir mit diesem Blog- Artikel mehr von dieser sehr effektiven Methode berichten, die durch Augenbewegungen einen entlastenden Effekt zum Stressabbau erzielen kann.
Was geschieht bei den Augenbewegungen?
Vielleicht hast du schlafende Personen einmal beobachtet, dann hast du während der REM- Schlafphase (Rapid Eye Movement) die schnellen Augenbewegungen erkennen können. In dieser Zeit beschleunigt sich die Atmung und schnelle, de-synchrone Augenbewegungen treten auf. Das Gehirn versucht unverarbeitete Informationen neu einzuordnen und bislang codierte Erfahrungen zu decodieren. Emotional intensiv erlebte Geschehnisse hinterlassen einen neuronalen Fußabdruck im limbischen System, dem Teil des Gehirns, das unter anderem unsere Emotionen beeinflusst.
Kein Wunder also, dass Wut, Angst oder Ekel nicht immer bewusst greifbar oder oftmals für uns überraschend auftreten und wir nicht sofort Antworten auf unser Verhalten haben.
EMDR wirkt auf die tieferen Hirnstrukturen unseres limbischen Systems, um die konditionierten physiologischen Reaktionen zu verändern/ zu überschreiben.
Um dir ein Bild machen zu können, beschreibe ich dir einen erst kürzlich gelösten Verlauf zu meiner eigenen Angst vor dem Autofahren in Großstädten.
Wie läuft eine EMDR- Sitzung ab?
- Das Thema benennen: „Ich fahre gerne Auto, bei unbekannten Zielen allerdings und einem großen Verkehrsaufkommen bin ich aufgeregt, angespannt und unsicher.“
- Wie äußert sich die Angst? „Ich bin kurzatmig, bekomme Herzrasen, vergesse zu atmen“
- Was denke ich über mich selbst, wenn ich diese Angst wahrnehme? „Ich bin nicht gut genug. Ich schaffe es nicht!“
- Was wäre sinnvoller über mich zu denken? Welche Eigenschaft ist hilfreich? „Ich bin erfahren. Ich bin relaxed.“
- Wie wahr ist die Aussage “Ich bin erfahren. Ich bin relaxed“ auf einer Skala von 1 -7, wenn 1= nicht stimmig und 7= stimmig! bedeutet? Antwort: 5
- Gibt es ein Gefühl, das mich in der Situation begleitet? „Angst/ mich entmutigt fühlen“
- Wie stark ist die Symptomatik auf einer Skala von 0 bis 10, wenn 0= gar nicht und 10= absolut belastend bedeutet? Antwort: 7
- Wo im Körper nehme ich die Symptomatik wahr? Wie fühlt es sich an? „Bauchgrummeln. Der Hals wird eng. Herzrasen“
Diese Art von Fragen sind für die Beobachtung des Verlaufes sehr wichtig, denn oftmals sind die anfänglich erwähnten Belastungen nach einer erfolgreichen EMDR- Sitzung nicht mehr erinnerbar. Das Gehirn lernt in einer Schnelligkeit, die tatsächlich unglaublich erscheinen mag. Daraufhin erfolgen mehrere Sequenzen der geführten Augenbewegungen, die im Prozess angeleitet werden. Die Augen folgen den Fingern einer auf Augenhöhe gehaltenen Hand, während sich der Klient die Situation vor Augen führt.
Die Arbeit ist in ihrer Effektivität nicht zu unterschätzen! Zu Beginn werden Ressourcen gefestigt und eine emotionale Stabilität gesichert. Die ausführliche Beschreibung eines Standart- Protokolls dient dem wissensdurstigen Teil in dir, wie dir mit EMDR geholfen werden kann, sodass sich mögliche Kontroll- oder Wachsysteme in dir gesehen und verstanden fühlen dürfen. Schließlich wollen sie nur dein Bestes!
Jedes Gefühl ist willkommen, es gibt kein richtiges oder falsches Empfinden, denn du trägst alles in dir. Alles ist möglich! Wieso also die Türen zum Keller verschließen? Wenn wir tief tauchen, aufräumen und alte Schätze an die Oberfläche bringen, ordnet es sich neu. Und das fühlt sich sehr befreiend an.
Zum Abschluss einer EMDR- Sitzung wird überprüft, ob die negative Selbstbehauptung bestenfalls überschrieben ist. Die Klienten geben ein Feedback ihres Körpers, wie fühlt es sich jetzt an?
In meinem Beispiel, Autofahren in Großstädten, kann ich sagen, dass ich die Behauptung: „Ich bin nicht gut genug, ich schaffe es nicht allein!“, überschreiben konnte. Selbstverständlich bin ich gut genug und schaffe es, mit dem Auto sicher am Ziel anzukommen, das habe ich bereits mit Autofahrten nach Hannover, Hamburg und Berlin unter Beweis stellen können.
Für langfristig neuronale Verknüpfungen der neuen Erkenntnisse ist es oftmals wichtig, dem Gehirn Erinnerungen für Zuhause mitzugeben. Diese könnten in Form eines Tagebuchs, einer Achtsamkeitsübung, einer Selbstbelohnung oder einer anderen Wahrnehmungsübung hilfreich und unterstützend sein.
Ich hoffe, ich habe einige Fragen für dich klären und dir mit der Darstellung dieser unglaublich wirksamen Methode ein weiteres Türchen öffnen können, sodass du, in welcher Phase des Schmerzes du dich auch befinden magst, dich mit Verständnis und Sicherheit den Emotionen nicht verschließt, sondern auf sie zugehen und für dich erst einmal annehmen kannst.
Atme ein- atme aus- spüre in deinen Körper hinein, wie es sich anfühlt. Wie geht es dir damit?
Ich freue mich über deine Erfahrungen oder Fragen, entweder bei Instagram snachtweh unter dem Post über EMDR oder auch gern per Mail.
Herzlich, Sandra
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