Chronischer Stress bedeutet nicht nur Alarm für dein körperliches Wohlgefühl, sondern er wirkt sich ebenso alarmierend auf unser seelisches Wohlbefinden aus. Es ist nun einmal nicht so, dass der Körper separat zu betrachten ist. Während der Körper mit Symptomen reagiert, agiert ebenfalls die Psyche. Botenstoffe wie Adrenalin und Cortisol sorgen für Anspannung und Energie. Schließlich hast du so die Möglichkeit, wegzulaufen oder anzugreifen. Flight- Fight oder Freeze, wobei letzteres eher resignierende Ohnmacht bedeutet. Stress- Signale sind daher gut gemeinte Versuche der Regulation, um deine innere Balance wieder herzustellen.
Stress aktiviert demnach und ist kurzfristig gut angelegt, denn im akuten Stadium brauchst du Lösungs- Energien, um schnell Entscheidungen fällen zu können. Langfristig betrachtet solltest du allerdings etwas an deinem Lifestyle ändern, wenn du u.a. folgende Anzeichen an dir erkennst:
- du bist sehr schnell erschöpft
- eine ständige Müdigkeit macht sich bemerkbar
- dein Alltag ist hektisch, du bist vergesslich, ständiges Chaos um dich herum
- du kommst nicht zur Ruhe und kannst dich nicht fallenlassen
- du hast Verdauungsprobleme
- deine Muskeln sind fest und angespannt, insbesondere im Nacken und am Hals
- dein Blutdruck ist eher zu hoch
Die Erkenntnis ist ein erster Schritt in die Veränderung, wenngleich ein bewusstes Entscheiden dennoch keine Linderung hervorrufen wird. Zu den knapp 5% Bewusstsein, die im Eisberg- Modell die Spitze des Berges beschreibt, gehört die unheimliche 95% Masse des Eisberges unter der Wasseroberfläche, die wir nicht sehen können. Wir haben alles in uns und werden auch nur in uns Lösungen für unser Stressverhalten erkennen.
Aus meiner Praxis möchte ich für die unbewussten Stressoren ein Beispiel nennen:
Ein 15-jähriges Mädchen, das sich immer schon allein fühlt, wie sie berichtet, sich selbst dafür ablehnt und oftmals in dem Gefühl des Taubseins selbstverletzende Handlungen an ihrem Körper vornimmt, hat in ihrem jungen Leben großen Stress auf ihrem Negativkonto gesammelt. Weit weg von Freude, Begeisterung, Visionen, Zielen, Plänen etc. Auf der Reise nach innen sind wir dann einem Teil von ihr näher gekommen, der sich nicht geliebt fühlt. Die Beschreibung des Phänomens, das sie auf meine Frage, wo denn dieses Gefühl im Körper zu spüren sei, es in der Mitte der Brust lokalisierte, und dieses etwas als schleimig, sich langsam ausbreitend, in der Farbe dunkelblau beschrieb. Mit Hilfe des Muskeltests sind wir zurück zur Konzeption gegangen, da war noch kein blauer Schleim im Brustkorb zu fühlen. Nächster Stopp Gravidität. Der Test wies auf die 8. Schwangerschaftswoche hin, hier war also das erste Mal das Phänomen in der Brust zu spüren… Wie kann das sein? Das Gehirn und Nervensystem entwickelt sich bereits in den ersten 3- 8 Schwangerschaftswochen. Das bedeutet, die Wahrnehmung einer inneren und äußeren Welt beginnt sich ebenfalls mitzuentwickeln. Was passiert nun, wenn Eltern Konflikte erleben, Nöte oder Ängste erfahren? Was, wenn das Kind nicht gewünscht, ein Mädchen, anstatt ein Junge wird oder der Stress der Mutter eine Mangelversorgung verursacht?
All das sind Informationen, Reize, die auch das ungeborene empfängt. Der Haken ist, dass diese beängstigenden Reize noch gar nicht verarbeitet werden können und somit eine Bedrohung für den Embryo darstellen. Oberste Priorität unserer Veranlagung ist das (Über)leben. Der unbewusste Autopilot scannt nun sämtliche ankommenden Impulse und löst über frühkindliche Reflexe eine Erstarrung aus, sodass das Ungeborene weniger negative Ladung durch den ausgelösten Furcht- Lähmungs- Reflex zu verarbeiten hat. Das Nervensystem beginnt zeitgleich diesen konditionierten Reflex abzuspeichern: beängstigender Reiz von außen = Totstellreflex (Starre). Dieser Bewegungsmangel hat einen großen Einfluss auf das noch unreife Nervensystem.
Vielleicht erkennst du hierbei das Muster, das sich bereits früh im Mutterleib gespeichert haben könnte. Wenn „alles“ im Außen eine Gefahr darstellt, lasse ich den Autopiloten besser eingeschaltet, um mich vor Überforderung zu schützen. Diese Entscheidung ist nicht bewusst zu entscheiden. 95% Unterbewusstsein klärt die Fragen autark, eigenständig und sofort. Und mit 15 Jahren fragst du dich dann vielleicht, wie in meinem Praxisfall beschrieben, wieso du so erschöpft bist, dich depressiv gestimmt fühlst, Teile von dir ablehnst und dir kaum Achtung und Respekt schenkst, geschweige denn Liebe und Mitgefühl?
Wir können den Körper nicht abgetrennt von unseren Gefühlen betrachten. Wir benötigen den emotionalen, wie auch den sozialen Austausch mit- und untereinander. Dadurch nehmen wir uns als Einheit wahr, die uns frei im Denken und Handeln sein lässt und zugleich Offenheit für Veränderung entwickelt.
Hin zu Gelassenheit, Leichtigkeit, Ruhe und Regeneration kommen wir nun zu dem Teil des autonomen Nervensystems, der uns aus dem Stressverhalten wieder heraus bringt, er wird Parasympathikus genannt und ist als Gegenspieler des sympathikotonen Teils notwendig, um diverse Körperfunktionen zu regenerieren.
In der heutigen Zeit ist es immer schwieriger, sich der Flut an Informationen durch Handys, soziale Netzwerke oder ständig wiederholenden (beängstigenden) Nachrichten zu entziehen, da ist es umso wichtiger, sich Ruhephasen am Tag zu gönnen, die den Parasympathikus aktivieren, sodass die Verdauung, auch der emotionalen Brocken, fortgesetzt und die Umgebung wieder entspannt wahrgenommen werden kann.
Für deine innere Balance daher hier 7 Möglichkeiten, dein Nervensystem wieder zu balancieren:
1. Atemübung 4-2-6
Du atmest tief 4 Sekunden lang über die Nase ein, hältst 2 Sekunden die Luft an und dann langsam 6 Sekunden lang ausatmen, sodass das Zwerchfell im Bauch auf- und abwärts die inneren Bauchorgane massiert.
2. A- U- M
Das Tönen unterstützt die Schwingung unseres Körpers auf unterschiedlichen Frequenzen. Probiere es gleich aus: Tief einatmen und ausatmen, nach dem nächsten Einatmen tönst du das „A“ laut über deine Stimmbänder, der Bauch schwingt sich ein? Der nächste Atemzug bildet ein „U“ und bewirkt eine Balance in der Mitte unseres Brustkorbes. Der dritte Atemzug tönt ein „M“, indem die Lippen geschlossen bleiben. Wechsele nun 10- 12x mit dem AUM beim Ausatmen. Es ist meine Lieblingsübung, die ich gerne im Auto nutze, um mich während der Fahrt zu entschleunigen.
3. YOGA
Auf die Matte und los. Letztendlich wirken sich sämtliche Asanas positiv auf unser Nervensystem aus. Die Übungen werden langsam mit dem Ein- und Ausatmen durchgeführt. „Der Morgengruß“ ist zum Beispiel eine bekannte Anordnung einzelner Übungen, die rhythmisch nacheinander durchgeführt werden und für angenehme Entspannung sorgen.
4. JoggeLn
Joggen auf langsame, entspannte Art und Weise, der Mund leicht geöffnet, um die Kiefergelenke zu lockern. Los geht`s!
5. Sonnenuntergang beobachten
Du könntest auch in eine Kerze schauen, die Natur beobachten und nichts anderes dabei tun. Genießen, die Farben wirken lassen und die Energie tief in dir aufnehmen. Und dann ausatmen und wieder loslassen.
6. Gurgeln
Nach dem Zähneputzen ein paar Minuten gurgeln und schon schläft es sich vielleicht sogar besser. Ausprobieren! Vielleicht in Kombi mit A- U- M? Warum nicht!
7. Trance- Tanz
Absolut empfehlenswert! Welche Musik entspannt dich? Und dann auf die Tanzfläche, "be in flow!"
Um den Sympathikus zu aktivieren, benötigen wir keine Übungen, die Anspannung kommt, wie du gewiss erfahren hast, von ganz allein, daher wünsche ich dir nun viel Freude beim Ausprobieren der verschiedenen Möglichkeiten, um deinen Vagusnerv, den 10. Hirnnerv des parasympathischen Nervensystems, für mehr Gelassenheit in deinem Leben zu aktivieren.
Ein entspanntes, gelassenes Körpergefühl ist ein Booster für ein gestärktes Immunsystem und eine glückliche Seele!
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